Das Milchgebiss - Entwicklung und Pflege - Zahnwechsel
Wann kommen die Milchzähne?
die Entwicklung des Milchgebisses beginnt etwa sechs bis acht Wochen vor der Geburt. Die ersten Anlagen für die bleibenden Zähne entstehen schon in der 20. Schwangerschaftswoche. Zwischen dem 6. und dem 8. Lebensmonat bricht der erste Milchzahn durch. Dann folgen nach und nach die übrigen Milchzähne. Im Alter von einem Jahr sind normalerweise alle oberen und unteren Schneidezähne an ihrem Platz. Die ersten Milchbackenzähne brechen zwischen dem 12. und 16. Monat durch, und die Umstellung auf feste Nahrung beginnt. Die Eckzähne kommen zwischen dem 16. und 20. Monat, gefolgt vom zweiten Milchbackenzahn (20. bis 30. Monat).
Durchbruchzeiten der Milchzähne
Bei normaler Entwicklung ist mit etwa 3 Jahren der Durchbruch aller 20 Milchzähne abgeschlossen. Währenddessen entwickeln sich im Kieferknochen darunter bereits die Zähne des bleibenden Gebisses.
Und wann kommen die Bleibenden? - Durchbruchzeiten
Der Zahnwechsel beginnt in der Regel im 6. Lebensjahr zunächst mit den ersten Molaren, die aus diesem Grund auch 6-Jahr-Molaren genannt werden, und den unteren mittleren Schneidezähnen, gefolgt von den oberen mittleren Schneidezähnen. Mit 8 - 9 Jahren sollten alle Milch-Frontzähne gegen die Bleibenden ausgetauscht sein. Danach kommen, meist in dieser Reihenfolge, die ersten oberen Prämolaren, die unteren Eckzähne, die unteren ersten Prämolaren, dann die oberen Eckzähne und die unteren zweiten Prämolaren. Mit dem Durchbruch der zweiten Molaren, 12-Jahr-Molaren genannt, zwischen dem 12. und dem 14. Lebensjahr ist der Zahnwechsel praktisch abgeschlossen. Lediglich die Weisheitszähne kommen wesentlich später als Nachzügler zwischen dem 17. und 30. Lebensjahr.
Diese Zeitangaben für den Zahnwechsel sind Durchschnittswerte. Im Einzelfall können sowohl die Reihenfolge wie auch die Durchbruchszeiten stark variieren.
Was Sie für die Zähne Ihres Kindes tun können
Ernährung
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind genug Vitamin D und Kalzium bekommt. Der Körper braucht beides um gesunde Knochen und
Zähne zu entwickeln. Geben Sie Ihrem Kind Joghurt, Käse und andere Milchprodukte. Geben Sie Ihrem Kind außerdem
fluoridhaltige Zahnpasta oder Fluortabletten. Fluoride stärken den Schmelz ganz besonders und erhöhen seine
Widerstandsfähigkeit. Entgegen anders lautenden Gerüchten haben Fluoride in vernünftigen Dosierungen keine unerwünschten
Nebenwirkungen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind möglichst nur zu den Mahlzeiten isst und trinkt. Viele kleine
Zwischenmahlzeiten (vor allem süße) und ganz besonders das Dauernuckeln an Saft- oder Milchfläschchen erhöhen
das Kariesrisiko enorm.
Nursing-Bottle-Syndrom - Wikipedia
Ersetzen Sie das Nuckefläschchen so früh wie möglich z.B. durch einen Becher.
Putzen schon vom ersten Zahn an
Lassen Sie Ihr Kind so früh wie möglich "mitputzen". Das hat zwar am Anfang nur einen symbolischen Effekt, aber es erfüllt das Kind mit Stolz, wenn es das schon kann und dafür gelobt wird. Lassen Sie sich auch mal von Ihrem Kind Ihre eigenen Zähne putzen - das kann beiden Spaß machen. Bringen Sie dem Kind die richtige Putztechnik bei. Das geht natürlich nur, wenn Sie die selbst kennen und bei sich anwenden. Fallen Sie auch nicht auf die Werbung herein. Es gibt nicht alle nasenlang eine noch bessere Zahnbürste oder Zahnpasta. Jede Bürste, mit der Ihr Kind gern putzt, ist die richtige Bürste. Es spricht auch nichts gegen die - zumindest versuchsweise - Verwendung von Zahnseide.
Putzen ist Teamwork - die richtige Pflege
Putzen Sie mit Ihrem Kind nach jeder Mahlzeit die Zähne (gemeint sind die des Kindes und Ihre eigenen). Nach dem abendlichen Zähneputzen sollte nichts mehr gegessen werden. Vermitteln Sie den Eindruck, dass das Zähneputzen auch durch Protest nicht zu umgehen ist. Wenn das Kind in dieser Beziehung erfolgreich sein sollte, wird es richtig schwer für Sie. Begründen Sie die Notwendigkeit des Zähneputzens nicht auf "Erwachsenenart" und auch nicht immer wieder. Die Aussicht auf Zahnverlust ist für die Kleinen sowieso nicht abschreckend. Im Kindermund kommen dauernd Zähne - und gehen auch wieder verloren.
Ihr Zahnarzt wird Sie bei allen Fragen der Milchzahnpflege und der Kinderzahnheilkunde gern beraten.
Im Lauf der Zeit sollte aus dem Mitputzen ein Zusammenputzen und so ungefähr ab dem 7. Lebensjahr ein Alleinputzen werden - allerdings auch danach noch mit häufigen Erfolgskontrollen und Korrekturen.
Besuch beim Kinderzahnarzt - auch das ist Teamwork
Nehmen Sie Ihr Kind so früh wie möglich mit zum Zahnarzt, aber nur wenn bei Ihnen selbst keine Behandlungen sondern höchstens eine Untersuchung durchgeführt wird. Was auch immer passiert, das Kind darf die ersten Zahnarztbesuche keinesfalls als unangenehm empfinden, und unangenehm kann es für Kinder schon sein, wenn bei der Mutter Zahnstein mit Ultraschall entfernt wird. Es reicht schon, wenn die Mutter während dieses Vorganges nicht ansprechbar ist. Vereinbaren Sie mit Ihrem Zahnarzt einen oder mehrere "Kennenlern-Termine" als vertrauensbildende Maßnahme. Wenn Ihr Kind dabei gut mitmacht, kann es auch schon mal eine kleine Untersuchung geben. Sollte später, trotz aller Bemühungen, mal eine Behandlung nötig sein, versprechen Sie vorher niemals, dass es überhaupt nicht weh tut. Dieses Versprechen kann nicht immer erfüllt werden, und wenn es erst einmal gebrochen ist, wird es sehr schwierig. Wie unangenehm oder schmerzhaft eine Behandlung von einem Kind empfunden wird, kann oft noch nicht einmal der Zahnarzt einschätzen. Vertrauen Sie Ihrem Zahnarzt, und zeigen Sie das Ihrem Kind auch. Wenn da auch nur eine Spur von Unsicherheit oder Misstrauen ist, spürt das Kind es sofort. Diskutieren Sie nie in Gegenwart des Kindes die Notwendigkeit vorgeschlagener Behandlungen, und erklären Sie während der Behandlung nicht unbedingt, was der Zahnarzt gerade tut oder wie lange es noch dauert ... Sie könnten da zu leicht falsch liegen. Der Kinderzahnarzt oder eine Mitarbeiterin wird das alles gern selbst erklären. Für Sie ist die Behandlungssituation genau so aufregend wie für Ihr Kind, und das sollte sich nicht gegenseitig verstärken.
Schnuller oder Daumen?
Am bestem weder noch. Jede Art von Lutschen, egal ob am eigenen Daumen oder an anderen Gegenständen wie einem Schnuller kann schädlich sein. Beim Lutschen werden erhebliche Saug- und Druckkräfte freigesetzt, die das Kieferwachstum beeinträchtigen, den Kiefer verformen und, wenn es lange genug gemacht wird, zu permanenten Fehlstellungen (z. B. Lutschoffener Biss) führen können, die später eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich machen. Nun ist es natürlich nicht ganz einfach, dem Kind das Lutschen abzugewöhnen, ist es doch ein natürlicher Reflex, den man schon beim ungeborenen Kind auf Ultraschallaufnahmen beobachten kann, und den man nicht so einfach unterdrücken sollte oder könnte.
Bei der Schnuller-Entwöhnung sind, wie bei allen Erziehungsangelegenheiten, der elterlichen Phantasie keine Grenzen gesetzt. So könnte z.B. zu einem bestimmten Zeitpunkt, spätestens am 3. Geburtstag, weil man dann ja schon ein "großes Kind" ist, nachts die Schnullerfee kommen und den Schnulli einsammeln, um ihn an andere, kleinere Kinder weiterzugeben, weil die ja noch solchen Babykram brauchen. Als Ersatz für den nun fehlenden Schnuller hinterlässt die Schnullifee ein kleines Geschenk.
Und das Daumenlutschen ? … da ist die Sache nicht ganz so einfach. Hier hilft nur langwierige und mühevolle Überzeugungsarbeit auf die sanfte Art und mit kleinen Belohnungen. Auch hierzu wird Ihr Zahnarzt Ihnen gern ein paar Tipps geben. Sollten alle Bemühungen vergebens sein, ist das auch kein Grund zur Panik oder zu drastischen Maßnahmen. Meistens hört das Lutschen früher oder später auf, und lutschbedingte Fehlstellungen erledigen sich oft ganz von selbst mit dem Zahnwechsel. In Deutschland sollten ohnehin 50-60% aller Kinder und Jugendlichen kieferorthopädisch behandelt werden.
Süßigkeiten
Süßigkeiten sollten Sie nicht grundsätzlich verbieten, Sie sollten nur dafür sorgen, dass wenig davon und, wenn möglich, nur zu bestimmten und begrenzten Zeiten konsumiert wird - z.B. hin und wieder direkt nach einer Mahlzeit, wenn der Hunger gestillt ist und danach sowieso geputzt wird. Es ist kein Problem, wenn Ihr Kind mal in einem kurzen Zeitraum ein paar Stücke Schokolade isst und danach immer und sofort die Zähne putzt. Grundsätzlich gilt, dass Süßes, das schnell gegessen wird und nicht fest und lange an den Zähnen klebt, viel harmloser ist als z.B. Lollies, die endlos lange gelutscht werden können - nicht umsonst heißen die auch "Dauerlutscher". Trockenfrüchte, Müsli- oder Energie-Riegel, die oft als gesund angepriesen werden, sind alles andere als gesund, denn sie kleben oft bis über das nächste Zähneputzen hinaus an den Zähnen. Das bei vielen Kindern so beliebte und von Müttern oft für harmlos gehaltene Kauen von ungekochten Spaghetti Nudeln ist noch schlimmer, denn der dabei entstehende kohlehydratreiche Brei ist besonders Karies fördernd und klebt so fest in den Fissuren - Das sind die Rillen auf den Kauflächen - und zwischen den Zähnen, dass er auch nicht durch hartnäckiges Zähneputzen so schnell wieder verschwindet. Ein Stück Kuchen, schnell gegessen und danach geputzt, ist da allemal besser. Lassen Sie den Konsum von Süßigkeiten nicht zur täglichen Routine werden und schon gar nicht zu einer Nebenbeschäftigung während des Fernsehens.
Wenn Sie diese Tipps und die Empfehlungen Ihres Zahnarztes beherzigen, kann es sein, dass Ihr Kind niemals eine Milchzahnbehandlung braucht, und dass die bleibenden Zähne bei ihrem Durchbruch eine gesunde, saubere Umgebung vorfinden, in der sie vermutlich sehr lange, vielleicht sogar für immer, kariesfrei bleiben können.
[1] © Hilde Vogtländer -
aktualisiert vor 1691 Tagen, am 05.05.2020 - 14:50. √