Das Budget ... von nichts kommt nichts

Eine Frage des gesunden Verstandes

Wenn Sie zu Hause Ihr ganz persönliches Budget planen, also das Ihnen zur Verfügung stehende Geld für den nächsten Urlaub oder Ihren Haushaltsetat für den kommenden Monat einteilen, entscheiden Sie, was Sie sich leisten und wie viel Geld Sie ausgeben können. Für Sie wie für viele andere gilt: "Es kann nur so viel eingekauft werden, wie für das vorhandene Geld zu haben ist."

Alle, die dieses einfache Prinzip ignorieren, landen schnell in der Schuldenfalle.

Wirklich alle?

Nein, nicht alle - nicht die gesetzlichen Krankenkassen. Deren Geldmittel sind zwar durch ihre Einnahmen – die Beitragszahlungen – auch begrenzt, die Behandlungen aber, die mit diesen begrenzten Geldern bezahlt werden, müssen von den Zahnärzten als Vorleistung unbegrenzt erbracht werden. Wird dabei das Budget überschritten, müssen wir die Leistungen zwar in vollem Umfang weiter erbringen, aber sie werden später bei der Abrechnung von den Krankenkassen nicht bezahlt.

Im Volksmund nennt man das Zechprellerei!  Missbilligung

Da ist der Gastwirt noch richtig gut dran. Er kann notorischen Zechprellern ein Hausverbot erteilen, während wir auch in solchen Fällen alles servieren müssen, was auf der Speisekarte steht, und anschreiben lassen kann jeder.

Dabei weiß niemand im Voraus, wie viele Menschen erkranken und behandelt werden müssen.

Die Politik schafft gern die Rahmenbedingungen für dieses Treiben, ist es doch sehr beliebt, dem Wähler alles zu versprechen und andere dafür zahlen zu lassen.

Hinzu kommt: In Deutschland haben die Krankenkassen einen Leistungskatalog, der im medizinischen Bereich praktisch alle möglichen Behandlungen umfasst, im zahnmedizinischen nur einen Teil. Das ist zwar gut so, kostet allerdings auch viel.

Das Risiko Krankheit

Mit Recht erwarten Sie im Krankheitsfall eine bestmögliche Behandlung – auch bei Ihrem Zahnarzt. Ob Sie erkranken und wie schwer, weiß, mit Einschränkungen, vorher niemand. Die gesetzliche Krankenversicherung ist verpflichtet, das Risiko "Krankheit" für jeden einzelnen abzusichern. Dafür zahlen Sie hohe Beiträge.

Jede Behandlung verursacht Kosten – je nach Schwere der Erkrankung. Nach dem Gesetz dürfen die Krankenkassen nur die Kosten der Behandlungen tragen, die "ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich" sind und "das Maß des Notwendigen nicht überschreiten". Dieses Wirtschaftlichkeitsgebot wird streng überprüft. Ihnen als Patient aber gaukeln sowohl die Politik als auch die Kassen vor, Sie bekämen, in jedem Fall eine hervorragende Behandlung. Sie bekommen jedoch nur das Wirtschaftliche und Ausreichende. Das Überbringen dieser schlechten Nachricht überlassen die Verantwortlichen gern uns, um uns dann sofort abzockerische Absichten zu unterstellen.

Ganz einfach und anonym

Alle reden davon und keiner hat genug: Geld. Deshalb muss gespart werden. Ein Rezept dafür heißt "Budgetierung". Diese "Notbremse" hat der Gesetzgeber gezogen und die Ausgaben für zahnärztliche Leistungen nach Kassenlage begrenzt. Ihre ganz individuellen Gesundheitsbedürfnisse interessieren keinen der Verantwortlichen. Sie sind einfach der anonyme durchschnittliche "Leistungsempfänger"

Wir Zahnärzte wissen, ebenso wie unsere Kollegen der anderen Fachrichtungen, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Vor allem, weil Sie als Patient nicht mehr die optimale Behandlung bekommen, sondern über den Durchschnittskamm geschoren werden und genau das bekommen, was das Budget hergibt. Trotzdem steigen die Beiträge. Finden Sie das gerecht?

Masse statt Klasse?

Kassenfunktionäre und Politiker sagen:"Weniger Geld bedeutet weder weniger Leistung noch weniger Qualität". Glauben Sie das? Der gesunde Menschenverstand sagt einem doch: Begrenzte und pauschal zugeteilte Geldmittel bedeuten Rationierung, und für Durchschnittspreise können auch nur Durchschnittsleistungen erbracht werden. Wir Zahnärzte wollen die Qualität unserer Leistungen nicht absenken. Wir wollen aber – wie jeder Berufstätige – leistungsgerecht bezahlt werden. Denn Qualität kostet Geld, und das brauchen wir für unseren Betrieb, für unsere Angestellten und für uns selbst und unsere Familien. So einfach ist das.

Stellen Sie sich vor ...

Ihr Zahnarzt bekommt maximal ein festes Budget. Der Einfachheit halber sagen wir mal bis zu 50,00 € pro Patient. Stellen Sie sich weiter vor, Ihr Backenzahn schmerzt. Für die Behandlung hat Ihr Zahnarzt zwei Möglichkeiten.

  1. Als verantwortungsvoller Arzt möchte er versuchen, Ihren Zahn mit einer Wurzelbehandlung zu retten. Das wollen Sie auch. Die Kosten nach der Gebührenordnung betragen ca. 130,00 €. Pauschal stehen aber nur 50,00 € zur Verfügung.
  2. Völlig risikolos und im Sinne des Budgets ist die “kassenwirtschaftliche” Alternative, den Zahn zu ziehen. Kosten zirka 21,50 €.

Wie müsste sich Ihrer Ansicht nach Ihr Zahnarzt entscheiden? Sie erinnern sich: Reicht das Budget nicht aus, geht die Überschreitung zu seinen Lasten. Wenn Politik und Krankenkassen den Zahnarzt zu Ihrem Schaden in diesen Konflikt treiben, sind sie auch verantwortlich für das, was dabei rauskommt. Wollen Sie nicht in Zukunft selbst entscheiden können, welche der Alternativen für Sie die richtige ist?

aktualisiert vor 1691 Tagen, am 05.05.2020 - 14:50.

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